Obwohl der Kapitalmarkt sehr vorsichtig bei der Vergabe von Geldern geworden ist, läuft der Markt heiß – es gibt mehr Kapital als Gründer oder geschäftsfähige Ideen.
Es ist an der Zeit, dass auch Konzerne anfangen, eigene Ideen zu kreieren und zu fördern, egal ob diese Ideen aus den eigenen Reihen, von Start Ups, oder auch von einzelnen Personen kommen, die eine Idee haben, aber selbst keine Chance auf die Vermarktung haben, weil sie keine Unternehmer sind. Das Bewusstsein allein, eine gute Idee zu haben, reicht eben nicht, es muss auch der Wille oder aber die Möglichkeit da sein, die Idee umzusetzen.
In diesem Zusammenhang vergleicht Prof. Peter Kruse ein Mitglied einer Gesellschaft mit einem Splitter eines Hologramms, der in sich die gesamte Information des vollständigen Hologramms trägt. Allerdings ist sich nur ein Bruchteil der Gesellschaft darüber bewusst, dass sie eine gute Idee, bzw. ein außergewöhnliches Verständnis von Trends oder Bedürfnissen der heutigen oder zukünftigen Gesellschaft hat; und es sind noch weniger, die ihre außergewöhnlichen Erkenntnisse nutzen, um ein Unternehmen zu gründen.
Ich halte es für einen unheilvollen Trend, dass große Unternehmen und Venture Capital Fonds unglaublich viel Risikogeld und immer schönere Immobilien im Wettkampf um die wenigen Ideen einsetzen. Das Risiko, dabei auf das falsche Pferd zu setzen, ist nach meiner Meinung sehr groß, und es könnte irgendwann die nächste Blase platzen.
Vielleicht hilft es, neue Wege zu gehen. Denn bisher wartet “man” (auch in den Konzernen) zu sehr auf fertige Ideen und Teams, die in der Folge – leider auch einmal von Unbeteiligten statt von den Ideengebern mehr oder weniger kompetent – umgesetzt werden.
Ein neues Vorgehen verspricht aus den Erfahrungen erfolgreicher Start Ups ganz neue Mehrwerte: Statt Ideen zu suchen, sollte man eher gute Leute verpflichten und sie in geeigneter räumlicher Weise zusammenbringen. Die neue Aufgabenstellung besteht darin, Innovationen in einer Gemeinschaft entstehen zu lassen, die sich bei allen offenen Fragen den Rat von Experten des eigenen Unternehmens einholen kann. Ideen müssen aktiv und vorbehaltslos diskutiert werden, bei der Implementierung von Innovationen in den Konzern müssen die nächsten Schritte vorgegeben und mit den richtigen Fachleuten fortgeführt werden.
Dabei sollte man sich als Manager – ganz im Sinne eines richtig verstandenen Change-Managements nach Prof. Peter Kruse – auch einmal auf die neu entstehende Innovationsdynamik und den kreativen Verstand einer Innovationsgruppe verlassen. Selbstverständlich sollte ein solches Vorhaben – wenn vielleicht auch nur in Teilbereichen – auch über Social Media in die Öffentlichkeit getragen werden, um noch mehr Ressourcen im Sinne von open source oder open mind für die Weiterentwicklung zu erschließen.
Die Ideenschmiede sollte natürlich immer den Vermarktungs-Gedanken mit im Sinn behalten: Innovation ist schließlich kein Selbstzweck.
Die räumliche Dimension des Innovations-Managements spielt eine entscheidende Rolle: Die Solution Spaces von heute gehen noch nicht weit genug, denn temporär Arbeitsplätze zu mieten und zu hoffen, dass dort die Kreativität aus sich selbst heraus entsteht, ist zu wenig. Auch die Steuerung eines derart kreativen Teams muss in geeigneter Weise erfolgen (Harvard Business Review “leading from behind”).
Geldgeber und Konzerne müssen lernen, dass Menschen, die Ideen entwickeln, wichtiger sind als Ideen an sich. Diese Spezialisten in ihrer Arbeit optimal zu unterstützen, schafft Mehrwerte, die sich am Beginn eines solch “gewagten” Unternehmens noch gar nicht abschätzen lassen.