Mentoren werden im allgemeinen als “kluge und wohlwollende” Berater charakterisiert, die es gut mit einem meinen. In meinem Fall muss ich diese allgemeine Definition noch ein wenig erweitern: Mentoren sind auch Motivatoren, denn Mentoren verstehen es, ihre Mentees aus sich selbst heraus zu motivieren.

Es hat in meinem schulischen und später beruflichen Umfeld immer Menschen gegeben, die meine besonderen Fähigkeiten erkannt haben. Mein Grundschullehrer, ein aufmerksamer Lehrer am Gymnasium, mein Professor während des Studiums. Sie alle – und andere Menschen mehr – haben sich mit mir und meinen besonderen Skills auseinandergesetzt. Auch meine Karriere bei der Post verdanke ich einer schützenden Hand, die meine Ideen und meine Kritikfähigkeit stets gefördert hat.

Ich habe das große Glück, noch heute einen Mentor zu haben. Mein Mentor hat mich bei der Post außerhalb der üblichen „Vorgesetzten–Angestellten–Hierarchie” gefördert und gefordert. Diese menschliche Beziehung pflegen wir. Neben der großen IT- und Onlineaffinität verbindet uns beide nämlich die Liebe zum Bürosport: Wir kickern. Wir haben schon viele spannende, laute und anstrengende Stunden nach Feierabend an diesem Tisch gestanden und den Ball gekickt. Zwei Männer, die einfach ihre Funktionen ablegen und auf Augenhöhe einer gemeinsamen Sache nachgehen. Wir verbringen Zeit miteinander, ohne über die Arbeit zu reden und machen etwas, das neben (oder sogar trotz) der gemeinsamen Arbeit frei von jeder Art beruflicher Restriktionen stattfindet.

Mentor und Mentee nehmen sich einer Sache an und schaffen etwas Gemeinsames. Einem guten Mentoren gelingt es, seinen Schützling intrinsisch zu motivieren, einem guten Mentee gelingt es, sich intrinsisch motivieren zu lassen. Genau hier liegt die Klippe, die viele nicht umschiffen können: Die Motivation für ein solch enges Miteinander beispielsweise mit einem Vorstand muss darin liegen, die gemeinsame Sache um ihrerselbst willen, aus Freude und Spaß zu betreiben, sie muss eine “Causa sui” sein.

Gute Mentoren sind “mit allen Wassern gewaschen”, man darf gar nicht erst versuchen, eine extrinsische Motivation zu haben oder gar zu zeigen, denn wenn man sich aus dem Miteinander einen Vorteil verspricht, bricht man die unausgesprochenen Regeln des von mir beschriebenen Zusammentreffens. Man kommt dann mit Sicherheit in heikle Situationen.

Die wichtigste Eigenschaft, die man haben muss, um auch nur eine Möglichkeit für ein solches Miteinander verschiedener Hierarchiestufen zu erspüren, ist Empathie. Nur wenn man in der Lage ist, sein Gegenüber unvoreingenommen von allen beruflichen Gegebenheiten als Menschen auf sich wirken zu lassen, kann man unter Umständen die Chance bekommen, auf irgend einem Feld ein gemeinsames Interesse zu finden und zu entwickeln.

In unserer spielerischen Atmosphäre ergeben sich Gespräche von allein. Wir tauschen Gedanken aus, können eine freie Bewertung unserer Ideen vornehmen und kommen auf gemeinsame Themen, die wir angehen wollen. Ein solcher Zugang zu Ranghöheren macht es möglich, frei von Druck, Zeit und Protokoll neue Möglichkeiten für das Business auszuloten und kreative Prozesse in Gang zu setzen.

Ich hatte das große Glück, in einem solchen Austausch mit dem Vorstand zu stehen – und einen ganz besonderen Mentor an meiner Seite zu wissen.